Düsseldorfer Hütte vor Ortler, Zebru und Königspitze | © C. Honert

Alpiner Ausbildungskurs des DAV-Solingen (02.-09.08.25)

Ein Erfahrungsbericht von Kerstin Meyer

24.11.2025

Am Samstag wollten wir uns um 14 Uhr am Kanzellift in Sulden treffen und vor allem damit hochfahren, um unseren Aufstieg zur Düsseldorfer Hütte (2721m) auf 400 hm zu begrenzen – schließlich hatten wir trotz vielfacher Ermahnungen und Vortrag von Wolfhard „Wie packe ich meinen Rucksack richtig und minimalistisch!“ +/- 12 kg auf dem Rücken. Leider war das Wetter eher bescheiden/regnerisch und zu unserer Überraschung war der Liftbetrieb für den Nachmittag bereits eingestellt…

Also traten wir den Weg zur Hütte von Sulden aus zu Fuß an. Als wir zu Beginn am Materiallift der Hütte vorbeikamen, fragte Wolfhard telefonisch bei der Hütte an, ob unsere Rucksäcke nicht damit befördert werden könnten. Das ging nicht, aber die Hüttenbetreiber schafften es dann doch, jemanden zu finden, der uns per Knopfdruck in der Gondel nach oben befördern konnte. Was eine Erleichterung! Aber auch so waren wir froh, als wir unsere Herberge für die kommende Woche erblickten und in Ruhe unsere zwei Zimmer beziehen konnten: Christian H., Christian R., Andreas, Ioana, Michaela und Fiona in der 2. Etage, Wolfhard, Christian V., Peter, Fred, Arnim, Jürgen und ich (Kerstin) in der ersten Etage.

Als Eingehtour stand am Sonntag das Hintere Schöneck an. Es regnete zwar nicht, aber es war recht frisch und teils wolkig. Bei der Querung von einem Blockfeld konnten wir schon einiges lernen, z.B. nicht übereinander zu gehen, weil sonst der oben Gehende Steine lostreten könnte, die auf den unter ihm Gehenden fallen würden. Das Hintere Schöneck war der einzige Gipfel, den wir mit der gesamten Truppe erreichten…

Das Wetter am Montag blieb frisch und wolkig. Auf dem Gipfel der Tschenglser Hochwand lag Schnee, der uns ganz ordentlich rutschen ließ und Aufmerksamkeit verlangte. Aber bis wir da ankamen, galt es erstmal den Klettersteig hochzukommen. Mit der Schwierigkeit C bewertet hielt ich das für kein Problem, aber ich muss doch sagen, dass einige Stellen meinen vollen Einsatz forderten. Das Seil war durch die Feuchtigkeit in der Luft teils rutschig, der Steig oft sehr luftig und manchmal war Armkraft und/oder Klettervermögen gefordert. Am Ende des Klettersteigs wartete noch ein gutes, glitschiges Stück bis zum Gipfel auf uns. Oben angekommen warnte uns Wolfhard vor dem Weg nach unten: Passt auf, sonst seid ihr schneller unten als gewünscht…!

Am Dienstag legten wir einen kleinen konditionellen Rasttag im Klettergarten nahe der Hütte ein und widmeten uns verschiedenen Ausbildungsinhalten: Standplatzbau, Abseilen, Hochprusiken, Rettung mittels Mannschaftszug aus einer imaginären Gletscherspalte. Das hat wirklich Spaß gemacht und ich hoffe, es geht mir nun von Jahr zu Jahr besser von der Hand!

Am frühen Abend wartete noch ein kurzweiliges Wetter-Quiz von Fred auf uns. Damit und mit den täglichen Wetter-Prognosen, die abwechselnd immer zwei aus unserer Gruppe für den anstehenden Tourentag erstellen mussten, waren wir gut für alle Wetter-Eventualitäten gerüstet.

Das Wetter wurde auch immer sonniger, so dass es am Mittwoch über den Angelusferner zunächst zum Kleinen Angelus ging. Auf dem Weg dorthin mussten wir unter den kritischen Augen von Christian V. jeder einen T-Anker setzen. Anschließend hängten sich drei von uns in einer Seilschaft zur Überprüfung der Standfestigkeit ordentlich ins Seil und – siehe da – genau drei hätten einen Kollegen aus der Spalte ziehen können. Ich und die anderen aus unserer Gruppe hätten dem in der Spalte Gesellschaft geleistet, da unser T-Anker leider nicht annähernd fest genug verankert bzw. eingegraben war… Da muss ich wohl bald nochmal ´ran!

Ein besonderes Highlight wartete aber noch im Abstieg auf uns! Abklettern auf dem Gletscher mit Frontalzackentechnik und Pickel! Bei Jürgen verabschiedeten sich nach kurzer Zeit die Steigeisen von der Sohle, so dass er im Eis mit dreckiger Firnauflage keinen Halt mehr fand. Bei mir war unter der Ferse des Schuhs zum Steigeisen hin auch etwas Luft, aber vorne war alles „safe“, so dass ich gut nach unten kam, wo der Gletscher viel flacher verlief. Zusammen mit den anderen beobachteten wir von da aus Jürgens „Rettung“: Christian V. seilte ihn an den Rand des Gletschers in den Fels ab. Plötzlich kam zwischen den beiden ein ziemlicher Brocken runter… Selbst Christian, sonst immer die Ruhe selbst, beeilte sich nun von dort wegzukommen. Abends gab es einen Zirbenschnaps auf das Glück, dass die beiden gehabt hatten.

Am Donnerstag stand der Hohe Angelus auf unserem Programm. Diese Tour sollten wir Kursteilnehmer selbstständig planen, d.h. die Dauer und die Bedingungen abschätzen und dementsprechend festlegen, wann es los geht und welche Ausrüstung mitzunehmen ist. Drei von uns kannten die Tour und gaben wertvolle Tipps! 😉 Es gab ein kurzes seilversichertes Stück, das unserer Einschätzung nach aber ohne Klettersteigset zu gehen war. Auf Schnee oder Gletscher sollten wir auch nicht treffen. Für alle Fälle (welche auch immer!?) nahmen wir aber ein Seil und jeder Gurt und Karabiner mit. Der Helm war obligatorisch. Währenddessen musste immer einer von uns die Führung übernehmen und den Weg finden. Letztlich sind wir gut hoch- und wieder runtergekommen und das Seil und der Gurt hätten auch auf der Hütte bleiben können…

Am Freitag, dem letzten richtigen Tourentag, wollten wir auf die Vertainspitze. Am Abend vorher wurde von unseren Kletter-Christians noch diskutiert, über den Nordwestgrad im 3er-Gelände aufzusteigen, aber sowohl unsere Hüttenwirte als auch die Schuttlawine, die dort einmal beim Abendessen abging, ließen uns den Normalweg über den Rosimboden nehmen. Blöd war, dass wir dazu erst wieder 400 hm zum Kanzellift absteigen und vor allem zum Schluss wieder hoch zur Hütte mussten. Mit 1600 hm war die Tour nochmal ordentlich fordernd. Auch die Kletterei in Geröll und über Felsblöcke war anstrengend. Über ein bisschen Schnee konnte man mal einen anderen Untergrund wählen, aber schneller war´s nicht.Die Aussicht oben bei bestem Wetter entschädigte für die Mühen und der Abstieg war gar nicht so schlimm, wie ich erst vermutete. Am Kanzellift glichen wir unseren Flüssigkeitshaushalt wieder aus und kamen glücklich, aber schon wieder dehydriert an der Düsseldorfer Hütte an.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich die Düsseldorfer Hütte empfehlen, deren Crew nicht nur dafür sorgte, dass wir genug zu trinken hatten, sondern vor allem jeden Tag ein tolles 3-Gang-Abendessen zauberte.

Wie immer mein Fazit am Ende des Berichtes: Ich habe mit Spaß eine Menge gelernt bzw. aufgefrischt – danke an unsere kompetenten Ausbilder Wolfhard und Christian V., aber auch an Christian R., der als Teilnehmer eine Menge seines Kletter-Wissens einbrachte. Insgesamt fühle ich mich in der Gruppe sehr wohl!